Wochenende
veröffentlicht am 04.10.2010
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Muraho,
wie man hier so schön sagt ... Wochenende - ja genau die Zeit in der Woche in der man mal nichts tut. So waren Sie bisher auch: Ausschlafen, kochen, einkaufen, relaxen, in die Stadt ein Kaffee trinken, Wäsche waschen (Handwäsche versteht sich), nichts tun. Naja viel anders war das beim letzten Wochenende (1.- 3. Okt.) auch nicht, trotzdem hierzu mal ein kleiner Bericht:

Am Freitag, pünktlichen zum Beginn unseres Referenzmonats (der Monat in dem wir alle Quittungen zur Pauschalisierung unserer Verpflegungskosten sammeln) waren wir dann mal im Simba essen. Danach waren wir alle pleite und machten uns direkt auf zum Geldautomaten. Nachdenken: Es ist Monatsanfang, naja egal, stellen wir uns eben in die Schlange - nach zwanzig Minuten wussten wir dann auch, dass das Warten sich nicht gelohnt hatte: mein Vordermann hatte die letzten 10.000 Franc abgehoben und wir standen vor einem leeren Automaten. Zum Glück hatte Martin noch ein wenig Geld damit wir nach Hause kamen. Auf dem Weg zum Bus konnte ich dann aber die Bettler mit etwas mehr Humor sehen, ich hatte ja selbst grad mal 65 Franc (ca. 0,08 €).

Samstag war dann der relaxe Tag. Aber wir haben richtig geile Kartoffelpuffer gemacht, dank Martins genialem Kochbuch und einem Kilogramm Kartoffeln für 160 Franc (ca. 0,20 €). Es ist schon interessant was hier so die verschiedensten Sachen kosten: Lebenswichtige Lebensmittel sind hier saugünstig, dafür sind hier die eher luxuriöse Mitteln ein Vermögen wert. Beispiel: 100g Kartoffelchips (noname) für 1.050,- RWF (ca. 1,30 €). Achja, wir waren an dem Tag noch Geld holen.

Am Abend tauchten wir dann das erste Mal ins Nightlife Kigalis ab. Ich nenne die Ernüchterung direkt mal am Anfang: Wir sind dem Reiseführer gefolgt und keinen Insidern. Aber irgendwann muss man ja die "muss man gesehen haben"-Punkte gemacht haben: Dann doch direkt mal Anfang, damit man’s danach besser machen kann. Wir, das heißt Martin und ich, waren also im Car Wash (ihr erinnert euch: die Bar bei Julias und Hannes Abschied), haben nett (und überteuert) ein Bier getrunken und drei kurze Runden gegen zwei Ruander in Billard verloren. Danach also zum nennen wir es "Reiseführer-Muss" dem Club "New Cadilek". Teurer Eintritt, grüner Teppichboden, wenige Gäste, recht hohes Durchschnittsalter, viel Spiegel an der Wand, an die zehn verteilte Kellner die dir direkt Stuhl und Tisch hinstellen, and last but don‘t least, die Türsteher die dich abtasten und abpiepen (alla Stadionbesuch). Naja nach einer halben Stunden, waren dann sogar mal der Erste auf der Tanzfläche. Um den Abend dann nicht verlang weilt auf den dummen Stühlen zu verbringen, hab ich mich dann auch auf die überfüllte (Achtung: Ironie) Tanzfläche begeben. Wie soll’s auch anders sein, kam ich auch direkt mit einem Mzungus-Interessierten Ruandern in Kontakt: Er hieß Engel (gesprochen: Engyo) und tanzte und sprach mich sofort an. Zu dumm, dass sein Handy klingelte und man auf der Tanzfläche so schwer telefonieren kann, aber seinen neuen „Mzungu-Freund“ allein lassen geht ja auch nicht: Also gut, nehmen wir ihn an der Hand und laufen in die ruhigste (und zu gleich, dunkelste und einsamste) Ecke des Clubs - na toll, was für ein beruhigendes Gefühl! Naja er war letztendlich auch echt nett und lustig und den Abend kann ich durchaus als positiv verbuchen, zumal ich ein kostenloses Moto nach Hause hatte: Engel.
Übrigens: Die Mentalität ist hier schon eine andere: Körperkontakt, wie zum Beispiel Händchen halten oder gemeinsames (enges) tanzen, ist selbst unter Männern total normal. So ist hier generell der Männeranteil auf den Tanzflächen ausgewogen wenn nicht sogar überwiegend. Europäer insbesondre die männlichen sind da doch vergleichsweise echt verklemmt.

Sonntag (das Ausschlafen muss ich glaube ich nicht erwähnen) sind wir (Till und ich) dann Martin besuchen gefahren. Er wohnt in Nyabugoro, einem Viertel, fernab von Bootschaften, Ministerien, Hilfsorganisationen und andern Prachtbauten, dafür mit viel Leben auf der Straße. Sein Haus befindet sich ca. 10 Minuten vom riesigen Busbahnhof in einem kleinen Innenhof, den er sich mit noch zwei anderen teilt. Mit einem seiner Nachbarn sind wir dann Einkaufen gegangen. Fünf Minuten entfernt liegt der große Markt, wo du quasi alles, was Ruanda an Obst, Gemüse und Co. zu bieten hat, kaufen kannst. Zwar ist das Viertel tendenziell wohl eher eins der Ärmeren, aber dafür hat es einfach Flair, und es macht irgendwie auch einfach Spaß und Freude.